WOHNQUALITÄT
Bislang sieht weder der Münchner Stadtrat noch der Bezirksausschuss 23 einen Grund, die Planung ständig weiterer Wohnquartiere (mit jeweils Hunderten neuer Wohneinheiten!) zu drosseln und erst mal ein vernünftiges Gesamtkonzept für Verkehr und Infrastruktur bei uns am Stadtrand zu erstellen. Für die landwirtschaftlichen Flächen am nördlichen Ende der Eversbuschstraße (direkt am S-Bahnhof Karlsfeld, gehört der Hirmer Immobiliengruppe) arbeitet aktuell man an der Vorbereitung eines sog. „vorhabenbezogenen Bebauungsplans“, der die Aufnahmefähigkeit der vorhandenen Infrastruktur (Verkehr, Schulen) schlicht als gegeben voraussetzt. Der Auslobungswettbewerb des Investors hat einen urbanen und auf Maximalbebauung ausgerichteten Quartiersentwurf für „kollektives Wohnen“ zum Sieger erklärt, der als „Hirmerei“ alle unmittelbar oder mittelbar Betroffenen wirklich fassungslos macht (eigene Darstellung des Investors siehe www.hirmerei.de). Genau wie beim Diamalt-Gelände, am Oertelplatz, in der Gerberau und künftig auf dem Ludl- oder Junkersgelände soll ein riesiges und bis zu sechsstöckiges Großgebilde für mehr als 230 Wohnungen entstehen. Anstelle die Eversbuschstraße zu entlasten, soll sie verbreitert werden (aber noch immer ohne Radwege!) und sollen viermetrige Lärmschutzwände das neue „Quartier“ abschirmen – mit der Folge, dass der Verkehrslärm auf die gegenüberliegenden Bestandsgebäude zurückgeworfen wird.
Mit jedem solchen Projekt geht ein Stück dessen verloren, was unseren Stadtteil schön und lebenswert macht. Die vorhandene Infrastruktur hält nicht mehr mit, die Belange der Karlsfelder werden nicht gehört, noch mehr Landwirtschafts- und Grünflächen werden drangegeben, immer weiter verschlechtert sich die Wohnqualität. Allach wächst so rasant wie kein anderer Münchner Stadtteil, aber niemand kümmert sich, wie das mit den Auswirkungen der gleichzeitigen A99-Sanierung, dem Zubringerverkehr an die Bahnhöfe Allach und Karlsfeld (mit künftigem S-Bahn-Nordring, noch mehr Parkhäusern und P+R-Stationen), den ökologischen Belangen und den Bedürfnissen von Kindern und Familien noch zusammenpasst. Hier müssen alle an einen Tisch, ohne langfristig tragfähige Stadtplanung geht das schief – für Mensch und Natur, für Kraftverkehr und ÖPNV!
Weder die Bebauung noch selbst ein einmal beschlossener Bebauungsplan lässt sich wieder rückgängig machen. Es fehlt aber nach wie vor an einem Verkehrskonzept für Allach-Nord und Karlsfeld, wie das mit dem lokalen und dem überregionalen Kraftverkehr künftig überhaupt noch bewältigt werden kann.
Reine Augenwischerei ist die Vorgabe des Aufstellungsbeschlusses, der Bebauungsplan müsse für eine vielleicht dann irgendwie mögliche Entlastungsstraße eine „Trasse freihalten“, obwohl alle Planer angesichts der fehlenden Anbindungsmöglichkeit (Nordseite: Privatgelände mit unverzichtbarem P+R-Parkplatz, Südseite: Tunnel der Otto-Warburgstraße) von vornherein keinen Sinn darin sehen und eine Weiterführung Richtung Ludwigsfelder Straße unmöglich bzw. absolut unrealistisch wäre (wegen der Bahngleise und des Allacher Forstes entstünden wahnwitzigen Kosten für Brücken- oder Tunnellösungen!).